Kommunalgebäudeausweis – ein Meilenstein in Richtung ökologisches Bauen öffentlicher Gebäude erreicht
Die Vorarlberger Landesregierung hat am 14. Dezember 2010 die neuen Richtlinien für die Gewährung von Bedarfszuweisungen beschlossen. Diese traten am 01. Jänner 2010 in Kraft.
An die 100 Bürgermeister und Entscheidungsträger in den Gemeinden des Landes informieren sich über das Konzept des ökologischen Baus im öffentlichen Sektor. Akteure aus dem ENERBUILD-Projekt präsentieren die Hintergründe und die Funktionalität des kommunalen Gebäudeausweises und der daraus entstehende Nutzen für die öffentlichen Bauträger. Erwin Mohr, Delegierter der österreichischen Gemeinden in Brüssel und Ausschussmitglied Umwelt und Energie, bedankt sich ausdrücklich bei den Initiatoren im Projekt ENERBUILD, denen es gelungen ist, einen entscheidenden Durchbruch zur Selbststeuerung für ein ökologisches Bauen in Kommunen und Städten zu erreichen.
Statistiken zeigen auf, dass insbesondere öffentliche Bauten schlechte Beispiele in Sachen Energieeffizienz und Ökologie sind. Öffentliche Bauten sind vielfach unwirtschaftlich und zeichnen sich durch schlechte energetische Lösungen aus. Das EU-Projekt ENERBUILD greift diesen Umstand auf und will mit der Entwicklung und Implementierung von Instrumenten zum ökologischen Bauen im öffentlichen Sektor neue Akzente setzen. In Vorarlberg konnte ein Fachteam, bestehend aus dem Energieinstitut Vorarlberg, dem Umweltverband Vorarlberg und dem Institut für Baubiologie gebildet werden.
Zusammen mit den transnationalen ENERBUILD Partnern wurden die unterschiedlichsten am Markt befindlichen Bewertungsverfahren analysiert und zu einem gut handelbaren Konzept zusammengefasst sowie mit einem Anreizsystem und Servicepaket ergänzt. In Kooperation und mit Unterstützung des Landes Vorarlberg konnte durch die Ergänzung des ökologischen Faktors in der Bedarfszuweisung (Förderung) öffentlicher Bauten, ein Anreizkonzept verwirklicht werden, das es hinkünftig ermöglicht, hoch qualitative und ökologische Lösungen im politischen Umfeld umzusetzen. Mögliche Mehrkosten werden durch höhere Förderungen abgedeckt, die Wirtschaftlichkeit des Objektes wird als grundlegendes Entscheidungskriterium verwendet und die ökologische Leistung findet in der ökologischen Ausschreibung mit Berücksichtigung.
Im Rahmen des ENERBUILD-Projekts wurde einerseits das Bewertungsverfahren in verschiedenen Ländern ausgiebig getestet und die Ergebniswerte überprüft. Das nun ausgereifte Bewertungsverfahren bildet die Grundlage zur Feststellung der ökologischen Punkteanzahl eines ausgewählten Objektes. In der Bewertung werden der Planungsprozess, die energetische, konstruktive Lösung, die ökologische Materialwahl und die Wirtschaftlichkeit des Objekts als auch die Wohlfühlkriterien mitberücksichtigt. Für die Anwendung des ökologischen Gebäudeausweises für öffentliche Bauten wurden in Vorarlberg fünf unabhängige Büros eingeschult und für die Bewertung zertifiziert. Diese unabhängigen Büros sind befähigt, die ökologischen Werte festzustellen, auf deren Basis die zusätzliche ökologische Förderung an Kommunen durch das Land erfolgt.
Zusätzlich haben die an der Entwicklung beteiligten Institutionen ein Servicepaket für das „Nachhaltige Bauen in den Gemeinden“ als Prozess begleitendes Beratungsangebot entwickelt, das sie heute den öffentlichen Bauträgern anbieten. Dieses Servicepaket umfasst Planungsbegleitung hinsichtlich ökologischer Konzepte. Dabei geht es um die Unterstützung von Architekten und Bauherren. Ein weiteres Modul beschäftigt sich mit der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, Langzeitbetrachtung. Hier spielen die Betriebskosten eine sehr wichtige Rolle, was zwangsläufig zu energieeffizienten und nachhaltigen Konzepten führt.
Ein dritter Bereich beschäftigt sich mit den öffentlichen Ausschreibungen und den darin zu berücksichtigenden ökologischen Angeboten. Alles in allem stellt es ein ganzheitliches Konzept dar, das es den Gemeinden wesentlich erleichtern soll, zukunftsträchtige langfristig wirtschaftliche und mit hoher Qualität ausgestatteten Gebäude für die Öffentlichkeit zu erreichten. Damit sollen öffentliche Bauten zunehmend Vorbildwirkung für den privaten Wohnbau und für den gewerblichen Bau darstellen.
Mit der Präsentation vor den öffentlichen Entscheidungsträgern erfolgte der Startschuss für die verbreitete Anwendung des entwickelten Konzeptes. Die Bekanntmachung stellt daher einen wichtigen Meilenstein im Projekt ENERBUILD dar.
Im Folgenden stehen die Präsentationen zum Download zur Verfügung.
Audiomitschnitt der Präsentationen:
- Einleitung - Obmann Rainer Siegele
- Begrüßung - Bgm. Christian Natter, Wolfurt
- Motivation zur Anpassung der Bedarfszuweisungsrichtlinien sowie Entwicklungen und
Vorgaben auf Europäischer Ebene - Vizepräs. Alt-Bgm. Erwin Mohr, Vbg. Gemeindeverband - Inhalte des Kommunalgebäudeausweises - DI Martin Ploß, Energieinstitut Vorarlberg
- Wie kommt eine Gemeinde zum Kommunalgebäudeausweis? - DI Dietmar Lenz, Umweltverband Vorarlberg
- Umsetzung in den „Richtlinien für die Gewährung von Bedarfszuweisungen“ - Christoph Walser, Amt der Vbg. Landesregierung
- Prozessbegleitendes Servicepaket „Nachhaltig:Bauen in der Gemeinde“ - DI Dietmar Lenz
- Prozessbegleitendes Servicepaket, Kosten und Wirtschaftlichkeit - DI Martin Ploß, Energieinstitut Vorarlberg
- Prozessbegleitendes Servicepaket, Qualität und Effizienz - DI Dr. Karl Torghele, Fa. Spektrum GmbH