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Projektdatenbank
 

Erlebniszentrum Bergbauforschung am Kristberg

Projektträger

Firma: Montafoner Kristbergbahn GmbH
Strasse: Hausnummer 318
PLZ / Ort: AT - 6780 Silbertal
Telefon: +43 5556 74119
Email: info@kristbergbahn.at
Website:
 

Kurzbeschreibung

Der Raum Tirol, Salzburg und Vorarlberg zählte einst zu den bedeutendsten Bergbauregionen Europas. Die Einführung der Metallurgie in das prähistorische Europa führte zu wesentlichen Veränderungen kultureller und ökologischer Natur, die bis heute nachwirken. Durch die Verfügbarkeit profitabler Erzlagerstätten in den Ostalpen erfuhr dieses Gebiet während der Bronzezeit und im Spätmittelalter bzw. der frühen Neuzeit bemerkenswerte wirtschaftliche Aufschwünge, vergleichbar mit jenem, der im vorigen Jahrhundert durch den Tourismus ausgelöst wurde.


Im Zuge der wissenschaftlichen Arbeit im Spezialforschungsbereich HiMAT werden Charakteristika und Veränderungen in Gesellschaft, Kultur und Landschaft im Zusammenhang mit Bergbauaktivitäten im mittleren Alpenraum erforscht und die Ursachen, die hinter diesen Veränderungen stehen analysiert. Das Silbertal ist eine der Schlüsselgebiete in diesem Forschungsschwerpunkt, in dem intensiv geforscht wird.


Diese Forschungsarbeit wird nun am Kristberg im Silbertal speziell für Familien in Form eines interaktiven „Forschungslehrpfades“ und einer „Bergbau-Erlebniswelt“ unterhalb des Panorama-Gasthauses öffentlich gemacht. Ziel dieser Vermittlungsarbeit ist es nicht, wie schon in vielen anderen Bergbauregionen auch, einen Schilderweg zu kreieren, der Forschungsergebnisse präsentiert, sondern es soll erfahrbar gemacht werden, wie WissenschaftlerInnen überhaupt zu den Ergebnissen ihrer Forschungsarbeit kommen.


Die einzelnen Forschungsdisziplinen bzw. Methoden, die der modernen Wissenschaft helfen, den prähistorischen, historischen und modernen Bergbau zu erforschen, werden in 12 zum Teil interaktiven Stationen „begreifbar“ gemacht. In der Bergbauerlebniswelt haben speziell Kinder zwischen 3 und 12 Jahren die Gelegenheit, Bergbau mit allen Sinnen zu erleben, „Erz zu waschen“, Hunten zu beladen oder Sand zu sieben. Die Erlebniswelt wird über eine lange Rutsche und einen „Stolleneingang“ in Form eines „Kletterturms“ erreichbar sein.

Ausgangslage

Im Rahmen des interdisziplinären Forschungsschwerpunkt HiMAT – „Die Geschichte des Bergbaus in Tirol und seinen angrenzenden Gebieten - Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft“ (www.uibk.ac.at/himat) erforschen 13 Hochschulinstitute und Museen in Österreich und Deutschland unterschiedliche bergbauspezifische Themenstellungen. Obwohl es bereits archäologische Untersuchungen in den entsprechenden Bergbaurevieren gibt, sind immer noch viele Fragen zum Beginn der Metallurgie in den Ostalpen offen, ebenso wie die damit verbundenen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Veränderungen in Raum und Zeit. Die Thematik dieses Forschungsvorhabens ist komplex und reicht von der Archäologie über die Geschichtswissenschaft, Geologie und Lagerstättenkunde, über geographische, ethnologische und anthropologische Aspekte, bis hin zur heute höchst aktuellen Vegetations- und Klimageschichte. Unterschiedliche Forschungsdisziplinen tragen ihren Teil dazu bei, Licht in diese Zusammenhänge zu bringen. Mit diesem interdisziplinären Ansatz kann eine umfassende Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte unseres Raumes vom Neolithikum bis in das 19. Jahrhundert entwickelt werden, deren Erkenntnisse nicht nur allerhöchste wissenschaftliche Relevanz von europäischer Dimension haben, sondern auch dem besseren Verständnis heutiger Ökosysteme und gesellschaftlicher Strukturen im Alpenraum dienen werden.

Ziele

Der Bergbau hat die Kulturgeschichte des Montafon gestaltet und ist ein kulturelles Erbe, das die Identität des Ostalpenraumes prägt. Verschiedenste Bildungsangebote wurden in der ganzen Region in den letzten Jahrzehnten entwickelt, um die einheimische Bevölkerung aber auch Gäste aus Nah und Fern über die Geschichte des Bergbaus zu informieren. Die Aktivitäten dienen dazu, Menschen in die Welt des Bergbaus eintauchen zu lassen und Einblick in diesen Teil unserer Historie zu gewähren. Die Vorstellungen und Bilder, die vom Bergbau lang vergangener Zeiten gezeichnet werden, sind detailliert und vielschichtig. Aber woher wissen wir eigentlich all diese Details, wann, wo, wie und womit gearbeitet wurde, was die Menschen getragen, gegessen und wie sie gelebt haben? Wie kann man überhaupt feststellen, wie alt Fundgegenstände sind, wo sie herkommen und wofür sie verwendet wurden? Der Forschungslehrpfad am Kristberg verfolgt einen in ganz Mitteleuropa einzigartigen Ansatz. Nicht Forschungsergebnisse werden in Form von fertigen Bildern präsentiert, sondern Einblick in die aktuelle Forschungsarbeit und die Forschungsmethoden erlebbar gemacht. Die unmittelbare Verortung des Forschungsprojektes HiMAT im Monatfon bildet die Grundlage dafür, die Forschungsarbeit zur Bergbaugeschichte sichtbar und „be-greifbar“ zu machen und direkt in die Landschaft zu integrieren.

Inhalte

1. Forschungslehrpfad:
Die Zielgruppe, die dieser Lehrpfad ansprechen will, sind Familien und interessierte Erwachsene, die sich über die aktuelle Forschung zur Bergbaugeschichte informieren wollen. Die spielerischen Elemente der einzelnen Stationen regen nicht allein Kinder und Jugendliche an, neue Erkenntnisse zu gewinnen und Fragestellungen selbständig zu lösen, sondern motivieren auch Erwachsene allen Alters, sich mit den Stationsinhalten auseinander zu setzen. Die Stationen werden entlang eines Weges geführt, der Landschaftselemente, die ursächliche Informationen über Bergbaugeschehen in dieser Region erkennen lassen, mit einbezieht (Panorama, Pinge, Moor etc.). So besteht die einzigartige Gelegenheit, den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Jetzt und Früher darzustellen und die Ausgangsituation wissenschaftlicher Forschungstätigkeit nachvollziehbar zu machen. Der Lehrpfad umfasst 12 interaktive Stationen, die jeweils Forschungselement und Methoden der Erkenntnisgewinnung verständlich und vor allem erlebbar machen. Interessierte BesucherInnen können durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Stationsangebot selbständig herausfinden, wie WissenschafterInnen neue Erkenntnisse gewinnen und welche Schlussfolgerungen sie daraus ziehen. (s. Tabelle mit Stationen weiter unten)

2. Bergbauerlebniswelt:
Unterhalb des Panorama-Gasthauses am Kristberg wird eine Bergbau-Erlebniswelt für Kinder als zusätzliche Attraktion, welche die Hauptzielgruppe Familien mit Kindern auf den Kristberg locken soll, errichtet. Bergbau mit allen Sinnen erleben steht hier im Vordergrund und wird mit unterschiedlichen Spielelementen (Lange Rutsche, Stolleneingang über Holzstiege (Klettersystem), Holz-Wasserleitsystem zum „Erzwaschen“, Sandhaufen mit Rüttelsieben, Hunten auf Holzschienensystem mit Drehscheibe, Flaschenzug mit Kübeln zum Beladen der Hunten etc.) versehen, die Kinder in die Arbeitswelt der Knappen eintauchen lassen.

ad. 1 Forschungslehrpfad: Übersicht der Stationen

Nr. Forschungsbereich Inhalt der Station
1 Eingangs- und Informationstafel Informationstafel zum Erlebniszentrum Bergbauforschung beim Ausgang der Kristbergbahn Bergstation
2 Überblick: Das Montafon gestern und heute Bildliche Darstellung, wie die Landschaft im Silbertal früher ausgesehen haben könnte – Vergleich zur heutigen Ansicht. Ausgangs- und Endstation des Rundwanderweges
3 Archäo-Zoologie Zuordnung von Einzelknochen zu verschiedenen Tierskeletten
4 Montanarchäologie
5 Paläoökologie und Subsitenzwirtschaft in Bergbaurevieren (Pollenanalyse, Bohrkernbohrer)
6 Urgeschichtlicher Silex und –Bergkristallbergbau in den Alpen Fühlstation mit Dünnschliffpräparaten
7 Historische Quellenanalyse Historische Quellen, die in Büchern zu finden sind. Buch mit Seiten zum Umblättern.
8 Dendrochronologische Datierung, Pult mit verschiebbaren Jahrringmustern
8 Vermessung und Geoinformation Messstation, Karten, Pinge
9 Abbau und Handel von Metallen; Archäometallurgische und geochemische Erfassung historischen und prähistorischen Bergbaus Landkarte mit Handelswegen, Zuordnung von Fundstücken zu Herkunftsort mittels Stecksystem
10 Landschaftsbildanalyse/Flurnamen Welche Landschaftselemente lassen auf frührer Bergbauaktivitäten schließen. Blick ins Silbertal mit Erklärung (Glastafel mit Information)
11 Zeitzeugen Kulturelle Tendenzen und Dominanten im heutigen Bergbau, Hörkostproben von Gesprächen mit Zeitzeugen
12 Natura2000 Informationstafel zum Blick in das Natura2000 Gebiet Verwall

Erwartete Ergebnisse

Durch den Forschungslehrpfad am Kristberg entsteht ein neues familiengerechtes Erlebnisangebot, welches das lokaltypische kulturelle Erbe am Schnittpunkt der Montafoner Bergbaugemeinden Silbertal und Bartholomäberg lebendig macht. Dieses neue Angebot verbindet zwei Anliegen regionaler Entwicklung: Zum einen wird eine neue Besucherattraktion für den Tourismus geschaffen, um das Sommerangebot zu stärken und die Auslastung der Bergbahnen im Sommer zu erhöhen. Zum anderen entsteht eine erlebnispädagogische Einrichtung, welche vor allem bei jungen Menschen die Berührungsängste mit komplizierten wissenschaftlichen Forschungsmethoden abbauen und das Interesse an der Kulturgeschichte der Region stärken wird. Da das neue Vermittlungsangebot in unmittelbarer Nähe der Silbertaler Waldschule entsteht, wird eine neue Kooperation zwischen Vermittlungsanbietern entstehen. Weiters lässt sich der neue Forschungslehrpfad am Kristberg sehr gut in das geführte Wanderangebot von Bartholomäberg und Silbertal integrieren. Durch das Eigeninteresse des Projektträgers ist auch in der Zukunft eine optimale Pflege und Wartung der Vermittlungsanlagen gegeben.

Bezug zum Programm

LES 4.2 Wirtschaft, Tourismus: 4.2.1 Ziele: Berührungsängste mit Forschungseinrichtungen abbauen (Handwerk und Industrie; 4.2.2 Strategie: Die natürliche, kulturelle und kulinarische Vielfalt (Biodiversität, landwirtschaftliche Produkte, kulturhistorische Themen) soll dem Gast näher gebracht und die Beziehung zur Region gestärkt werden; 4.2.3 Angestrebte Resultate: Naturlehrpfade und Themenwege vermitteln den Gästen die regionale Vielfalt. Geführte Wanderungen eröffnen den Gästen neue Einblicke in das Natur- und Kulturerbe ihrer Urlaubsregion;

Auf Grund des starken Fokus auf Themenwege und –parks sowie der Kooperation mit Wissenschaft und Forschung ist dieses Vorhaben gemäß der LES klar unter dem Aktionsfeld Wirtschaft & Tourismus einzuordnen.

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