lead_ccAlps_LAG Vorarlberg
Projektdatenbank
 

Strategien für einen nachhaltigen Umgang mit dem Klimawandel – Alpenregionen denken einen Schritt weiter

Projektträger

Firma: Regionalentwicklung Vorarlberg Verein
Strasse: Hof 19
PLZ / Ort: AT - 6861 Alberschwende
Telefon: +43 5579 7171
Email: office@regio-v.at
Website: http://www.leader-vlbg.at
 

Kurzbeschreibung

Die räumliche Polarisierung im Alpenraum führt zu einer Verschärfung der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme und zu einer immer größer werdenden Kluft zwischen den begünstigten Stadtregionen und peripheren ländlichen Räumen. Zudem stellt der Klimawandel für die Alpen eine neue Herausforderung dar. In den Jahren 2008 und 2009 hat die CIPRA gemeinsam mit einem ExpertInnenteam alpenweit ca. 300 Klima-Maßnahmen sowie ca. 150 Standards und Labels mit Klimarelevanz recherchiert. Das Ergebnis ist ernüchternd, nur 10% der untersuchten Klimamaßnahmen können als vorbildlich und im Einklang mit den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung eingestuft werden.


Deshalb sollen nun aufbauend auf den bisherigen Arbeiten der CIPRA im Rahmen von cc.Alps konkrete und vorbildliche Klimamaßnahmen auf lokaler Ebene in den Gemeinden von verschiedenen Alpen-Regionen umgesetzt werden. Ziel ist es, Klimamaßnahmen umzusetzen, die einerseits positive Klimaschutzwirkungen erzeugen und andererseits positive Einflüsse auf die Natur, die Wirtschaft und Gesellschaft haben und somit den Gesichtspunkten der nachhaltigen Entwicklung entsprechen. Durch ein transnationales alpenweites Projektkonsortium von 10 Regionen sollen zukunftsorientierte und innovative Regionen und AkteurInnen voneinander lernen und ihr Wissen und ihre Erfahrungen austauschen können.


Innerhalb der LAG Vorarlberg beteiligen sich die Talschaften Bregenzerwald, Großes Walsertal, Klostertal und Montafon mit Umsetzungsmaßnahmen im Bereich der klimaschonenden und effizienten Mobilität, um die Lebens- und Nahraumqualität auf dem Lande zu steigern. Die Projekte sprechen drei Zielgruppen an: Jugendliche, Berufspendler, die täglich aus der Region auspendeln müssen und Einheimische sowie Gäste, deren Alltag durch direkte, fußläufiige Verbindungen erleichtert und attraktiviert werden soll.


Das erste Teilprojekt zielt auf die Erhebung der Mobilitätsbedürfnisse von Jugendlichen und den möglichen Einsatz von Elektromopeds ab. Zu diesem Zweck zeichnen die Jugendlichen über eine Woche ihre Wege und die dabei verwendeten Verkehrsmittel auf. Während dieser Woche werden den teilnehmenden Jugendlichen im Gegenzug kostenfrei Elektromopeds zur Verfügung gestellt. Bei der Rückgabe der Mopeds stehen sie zusätzlich für persönliche Interview über ihre Mobilität, das Potential von Elektromopeds und über andere, für sie interessante Lösungen für eine klimaschonende Mobilität zur Verfügung. Insgesamt sollen an diesem Projekt 100 Jugendliche mitwirken.


Im zweiten Teilprojekt wird die Etablierung neuer Pendlergemeinschaften mit E-Autos beforscht. Da bestehende Angebote zur Vermittlung von Fahrgemeinschaften schlecht angenommen werden, setzt dieses Projekt auf Selbstorganisation. Jeder/ jede PendlerIn, die/ der für den täglichen Weg zur Arbeit zumindest zwei MitfahrerInnen organisiert, bekommt für einen Monat kostenfrei ein Elektroauto zur Verfügung gestellt. Ziel dieses Projekts ist es, die hohe Attraktion, die Elektrofahrzeuge zur Zeit haben, für die dauerhafte Etablierung von Fahrgemeinschaften zu nutzen. Die These dahinter: Wer über einen Monat in Fahrgemeinschaft unterwegs war, wird den  Zusatznutzen dieser Art von An- und Abreise zum Arbeitsplatz kennen- und schätzen lernen. Die Vorurteile, die Fahrgemeinschaften bisher erst gar nicht zustande kommen ließen, lösen sich im konkreten Tun meist auf. Ziel dieses Projekts ist es, 50 neue Fahrgemeinschaften mit je drei bis vier Personen zu etablieren.


Das dritte Teilprojekt ist die Entwicklung und Erprobung des spontanen Mitfahrsystems COPILOT. Registrierte „Piloten“ erhalten einen Aufkleber mit Fahrzeugnummer für die Windschutzscheibe. Sehen sie in Zukunft unterwegs „Copiloten“ (Personen, die eine Mitfahrgelegenheit brauchen und ebenfalls registriert sind) an Bushaltestellen stehen, laden sie diese zum Mitfahren ein. Registrierte Copiloten erhalten zu diesem Zweck einen Mitgliedsausweis mit reflektierender Folie, den sie an einer gekennzeichneten Bushaltestelle stehend an der Kleidung anbringen. Damit signalisieren sie vorbeifahrenden Autos, dass sie mitfahren wollen. Die Fahrten werden über eine einfache SMS Funktion gesammelt, die Pilot und Copilot gleichermaßen Sicherheit gibt. Die erste Anwendung findet im Silbertal statt, nach Auswertung der Auswirkungen auf das Bussystem ist eine Ausweitung innerhalb des Montafons und in den anderen Talschaften geplant.


Schließlich werden in einem vierten Projektteil innerörtliche Fußwegverbindungen erfasst und dem gegenwärtigen Bedarf gegenübergestellt. Ziel des vierten Projekts ist ein Maßnahmen- und Umsetzungsplan, durch dessen Realisierung die bestehenden Lücken geschlossen werden, um eine attraktive, fußläufige innerörtliche Alternative zum Auto zu bieten. Neben Gesundheitsförderung durch zusätzliche Bewegung und weniger zugeparkten Flächen fördert verstärktes Zufußgehen auch die sozialen Kontakte und persönlichen Begegnungen.


Die CIPRA übernimmt die transnationale Koordination und das Projektmanagement. Die regionalen Partner kümmern sich um die regionale Koordination. Damit können sich die Regionen auf die Umsetzung ihrer regionalen Maßnahmen konzentrieren und kommen gleichzeitig in den Genuss der Vorteile einer alpenweiten Vernetzung.

Ausgangslage

Die räumliche Polarisierung im Alpenraum führt zu einer Verschärfung der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme und zu einer immer größer werdenden Kluft zwischen den begünstigten Stadtregionen und peripheren ländlichen Räumen. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass diese Gegensätze zukünftig noch größer werden. Damit ist die Integrität des Lebensraums „Alpen“ mit seinen 14 Millionen Einwohnern ernstlich bedroht.

Der Klimawandel stellt für die Alpen eine neue und vielleicht die bisher größte Herausforderung dar. Mittlerweile steht der Klimawandel auf der politischen Agenda weit oben. Förderprogramme werden lanciert, Projekte in Angriff genommen. Die CIPRA („Commission Internationale pour la Protection des Alpes“) hat im Rahmen vom Projekt cc.alps darauf aufmerksam gemacht, dass wir in der Klimapolitik einen Schritt weiter denken müssen: Intelligente Klimamaßnahmen müssen nicht nur positive Klimawirkungen erzeugen, sondern auch im Einklang mit den Zielen der nachhaltigen Entwicklung stehen.

In den Jahren 2008 und 2009 hat die CIPRA gemeinsam mit einem ExpertInnenteam alpenweit ca. 300 Klima-Maßnahmen sowie ca. 150 Standards und Labels mit Klimarelevanz recherchiert. Diese Maßnahmen wurden dann im Hinblick auf ihre Folgewirkungen auf das Klima, auf die Natur, auf die Wirtschaft und auf die Gesellschaft geprüft und bewertet. Ein erstes Fazit: Nur 10% der untersuchten Klimamaßnahmen können als vorbildlich und im Einklang mit den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung eingestuft werden. Etwa 90% aller Maßnahmen haben mehr oder weniger deutliche negative Folgewirkungen. Es braucht also nicht nur mehr, sondern auch bessere, intelligentere Klimamaßnahmen!

Aufbauend auf den bisherigen Arbeiten der CIPRA im Rahmen von cc.Alps sollen nun konkrete und vorbildliche Klimamaßnahmen auf lokaler Ebene in den Gemeinden von verschiedenen Alpen-Regionen umgesetzt werden. Dieses Projekt ist als transnationales LEADER -Projekt konzipiert, um von den Erfahrungen der verschiedenen Umsetzungen von Klimamaßnahmen in den einzelnen Regionen zu lernen. Dieses Projekt versteht sich als Umsetzungsprojekt von cc.Alps. Es gelangen aber keine fertigen Klimarezepte zur Anwendung, sondern die Klimamaßnahmen werden in den einzelnen Partner-Regionen auf Basis einer regionalen Klimastrategie selbständig geplant und umgesetzt. Die CIPRA fungiert als transnationale Koordinatorin und unterstützt die Nachhaltigkeitsprüfung der geplanten Klimamaßnahmen.

Ziele

Die übergeordneten Ziele des transnationalen LEADER -Projektes lauten:

•    Klimamaßnahmen umsetzen, die einerseits positive Klimaschutzwirkungen erzeugen und andererseits positive Einflüsse auf die Natur, die Wirtschaft und Gesellschaft haben
•    Zukunftsorientierte und innovative Regionen und AkteurInnen sollen von einander lernen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen austauschen
•    Die Regionen sollen als Vorbilder im Alpenraum und darüber hinaus wahrgenommen werden.

Die beteiligten Talschaften innerhalb der LAG Vorarlberg beabsichtigten, vor allem Klimamaßnahmen im Bereich der Mobilität und der Nahraumqualität umzusetzen. Diese Klimamaßnahmen sollen gemeinsam talschaftsübergreifend konzipiert und regional umgesetzt werden. Sie orientieren sich an folgenden Zielen:

•    Entlastung der Anrainer von Lärm und Abgasen
•    Klimaschonende und effiziente Mobilität
•    Unabhängigkeit von Ölpreissteigerungen
•    Langfristig sichergestellter Zugang zu Mobilität auch für sozial Schwache

Inhalte

Die Projektinhalte gliedern sich in vier Arbeitspakte, welche im Folgenden detailliert beschrieben werden:

AP1: Klimamaßnahmen vorbereiten
AP2: Klimamaßnahmen umsetzen
AP3: Wissen und Erfahrungen transnational austauschen
AP4 Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit

Das LEADER-Projekt besteht aus einer alpenweiten Partnerschaft mit folgenden Mitgliedern:

LEADER-Regionen Land Kontaktperson
LAG Regionalentwicklung Vorarlberg A Bernhard Maier
LAG Unterkärnten A Peter Plaimer
LAG Zirbenland (Steiermark) A Sepp Bärnthaler
Scuol, Unterengadin (in Verhandlung) CH Christian Lüthi
Davos (in Verhandlung) CH Christian Lüthi
Regionalentwicklung Westallgäu Bayerischer Bodensee D Frank Seidel Regionalentwicklung Oberallgäu D Julia Empter-Heerwart
Energie- und Umweltzentrum Allgäu D Klaus Fischer
LAG Parc naturel régional du Queyras F Anne-Sophie Elleouet
LAG Bassa Valle Aostatal I Christian Cavorsin
LAS za Šaleško dolino SI Anamarija Šegina
LAS za Zgornjo Savinjsko dolino SI Anamarija Šegina
LAS za razvoj SI Anamarija Šegina
CIPRA International FL Wolfgang Pfefferkorn

Wir gehen davon aus, dass die endgültige Projektpartnerschaft neben der CIPRA 10 weitere Partner umfassen wird. Die Partnerregionen aus Slowenien können aus programmtechnischen Gründen erst Mitte 2011 in das Projekt einsteigen.

Die CIPRA übernimmt die Koordination und das Projektmanagement. Die regionalen Partner sind für die regionale Koordination zuständig. Die Projektpartner treffen sich 1-2 Mal pro Jahr, um die wichtigsten Projektangelegenheiten zu besprechen und allfällige Entscheidungen zu treffen. Die Spielregeln für die Zusammenarbeit sind in einem Partnership Agreement auf Basis eines LEADER-Musters festgelegt.

Erwartete Ergebnisse

Durch das Projekt werden über die Talschaftsgrenze hinweg gemeinsam erarbeitete Klimamaßnahmen im Bereich der Mobilität und Nahraumqualität umgesetzt. Diese Klimamaßnahmen umfassen vorbildhafte, innovative und öffentlichkeitswirksame Alternativen (Elektromopeds für Jugendliche, Pendlergemeinschaften) sowie konkrete Verbesserungen in der dörflichen Nahraumqualität (Fußwege für den Alltag). Dadurch wird das Bewusstsein für klimaschonende und effiziente Mobilität in den Talschaften gestärkt und damit Vorbildwirkung über die Regionsgrenzen hinaus entfaltet. Es werden nur jene Maßnahmen umgesetzt, welche den regionalen Klimastrategien entsprechen und mit den Gesichtspunkten für nachhaltige Entwicklung vereinbar sind.

Der Wissens- und Erfahrungsaustausch erfolgt in diesem Projekt auf mehreren Ebenen. Zum einen ergeben sich wertvolle Impulse aus der talschaftsübergreifenden Zusammenarbeit innerhalb der LAG Vorarlberg. Durch die koordinierte Abstimmung bei der Umsetzung der Klimamaßnahmen mit Initiativen wie VLOTTE, Klima- und Energiemodellregionen sowie Vorarlberg MOBIL ergeben sich interessante sektorale Querbezüge zwischen den verschiedenen Akteuren. Auf transnationaler Ebene erfolgt der Wissens- und Erfahrungsaustausch im Rahmen von Workshops und Exkursionen. Die transnationale Koordination und Öffentlichkeitsarbeit ist eine der Stärken von CIPRA international, welche sie den teilnehmenden Regionen in diesem Projekt zur Verfügung stellt. Deshalb können sich die Regionen auf die Umsetzung ihrer regionalen Maßnahmen konzentrieren und kommen gleichzeitig in den Genuss der Vorteile einer alpenweiten Vernetzung.

Bezug zum Programm

LES 4.3 Raumentwicklung, Infrastruktur, Mobilität: 4.3.1 Ziele: Die Lebensqualität am Lande zu steigern und die Nah-/Freiraumqualität in den Dörfern – für alle Bevölkerungsgruppen verbessern; 4.3.2 Strategie: Es werden Maßnahmen ergriffen um die Lebensqualität im Ort zu erhöhen, - Schwerpunkte dabei sind: Wohnraum, sichere Schul- und Einkaufswege, Betreuungseinrichtung; 4.3.3 Angestrebte Resultate: Autofreie Schulwege, 2-km-Einkauf ohne Auto, Radmobilität, autofreie Zonen in ländlichen Dörfern und in Tourismusgebieten;

Begründung: Das Projekt mit der Forcierung innovativer Ansätze in der klimaschonenden Mobilität die Lebensqualität auf dem Lande und die Nahraumqualität in den Dörfern steigern und deshalb entsprechen die Projektziele dem LES 4.3 Raumentwicklung, Infrastruktur und Mobilität.

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